Pfarrei St. Vitus und die Schützen

Als der Prior des Augustiner Klosters in Böddeken im August des Jahres 1751 die neue Pfarrkirche in Haaren weihte und dem hl. Vitus als Schutzpatron widmete, waren sicherlich auch die Haarener Schützen zur Stelle, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Die noch relativ junge Bruderschaft war 1717 gegründet worden. In einem Schützenbrief mit 32 Artikeln finden wir ein bedeutendes Stück der Lebensverhältnisse unserer Vorfahren aufgezeigt. Sie sind ein Spiegelbild der rechtlichen, sittlichen und religiösen Anschauungen jener Zeit.

Neben den Verpflichtungen gegenüber dem Landesfürsten, dem Fürstbischof in Paderborn, sind Bestimmungen über die religiösen Verpflichtungen der Schützen in den Statuten enthalten. So nahmen die Schützen an folgenden Prozessionen teil: Am Dienstag in der Kreuzwoche "nach den Bischoffs Höffen", am Feste Christi Himmelfahrt nach dem Kloster Böddeken, am Feste des Hl. Vitus und am Sonntag nach Fronleichnam. Die Schützenbrüder sollten dabei mit ihrem Gewehr wohl versehen sein, "und zwarn nicht Besoffen, sondern Nüchtern und in guter Ordnung bey denen processionen vorhergehen, an jeder Station sein gewehr fürsichtig lösen, und dan von einer Station zur anderen Christ Catholischen gebrauch nach andächtig betten oder mitsingen; und soll derjenige, welcher bey dem feuer geben vor oder nach Plackt, oder wem das Gewehr zweymal versaget 6 groschen straff geben".Hierzu ein Hinweis auf die folgenden Ausführungen in einem Bericht des Haarener Pfarrers Caspary Busch vom 13. Juli 1783 bezüglich der alljährlichen Prozessionen an den Bischof von Paderborn: "4. Dienstag (inder Crütz woche) wird eine weitere Procession gehalten nach den Bischof Höfen im Holze wohin kommen die Processionen von Hegensdorf mit dem hl. Crütze, von Brenken und Wewelsburg, gewiß für einen alten Mann beschwerlich, allein wegen des hl. Crützes gehen die Leute gern dahin, allwo gepredigt und der Lobgesang abgesungen wird, allda kommt wohl Weisbrot auch Brandwein heimlich zu verkaufen."

Dazu noch einen Satz aus dem entsprechenden Bericht des Hegensdorfer Pfarrers: "Jede Prozession hat ihre eigenen Schützen kompagnien, welche eine nach der anderen, wenn mit dem Hl. Kreuz der Segen gegeben und O Crux ave abgesungen wird, mit ihrem Gewehr feuern." Beim Tode eines Schützenbruders, seiner Ehefrau, seiner Kinder oder seiner Hausgenossen wurden alle Schützen vom Schützenknecht zum Begräbnis eingeladen, und der Vorstand hatte darauf zu achten, dass keiner unentschuldigt fehlte. Zur feierlichen Gestaltung der Begräbnisse stellte die Bruderschaft ein eigenes schwarzes Bartuch ("todten pelle") zur Verfügung.

Für die Beschaffung des Bartuches und der Lichter, die an den "vier Hochzeitlichen festtagen" und bei der Beerdigung in der Kirche brannten, wurde unter den Schützen ein Geldkollekte gehalten. Darüber hinaus sollten die Schützen sich an ihre verstorbenen Mitglieder erinnern und für sie beten und an dem Seelenamte teilnehmen, das die Bruderschaft nach der Oktav von Allerheiligen für die toten Schützenbrüder lesen lies.

Nachdem die Franzosen 18o7 in Westfalen die Bruderschaften verboten hatten, kam es 1869 in Haaren zu der Gründung einer Schützengesellschaft, welche die alten Traditionen wieder aufnahm und zeitgemäß pflegte. Als ein äußeres Zeichen der Verbundenheit mit der Kirche ist die noch vorhandene alte Fahne aus der Gründerzeit anzusehen, bei der auf dem einfachen Fahnentuch ein großes Christusmonogramm IHS eingearbeitet ist. Bei den Fahnen von 1913 und 1960 befindet sich jeweils auf einer Seite ein Bildnis des heiligen Sebastian, dem Schutzpatron der Schützen.

Der Schützenverein ist Mitglied im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, und in der heutigen Satzung ist die Pflege christlicher Lebensgrundsätze als Aufgabe festgeschrieben. Weiter beteiligt sich der Schützenverein an der Fronleichnamsprozession mit einem Ehrengeleit für das Allerheiligste, die Jungschützen tragen die unter Pastor Rudolf Kittel wieder aufgearbeiteten alten Prozessionsfahnen und während der halben Messe und bei den 4 Stationen wird bei der Erteilung des Segens jeweils dreimal geböllert. Im Juni wird bei der Prozession nach Tindeln zu Ehren unseres Kirchenpatrons, des hl. Vitus , die Musik gestellt.

Am Schützenfestsonntag ist ein gemeinsamer Kirchgang der Schützen für die Lebenden und Verstorbenen des Vereins. Der Verein stiftet dabei die Blumen für den Altarschmuck und während der halben Messe wird geböllert. Nach der Festmesse nimmt der gesamte Festzug - Trommlercorps, Festmusik, Vorstand, Königspaar mit dem Hofstaat und Schützen - vor dem Pastorat Aufstellung, um den Pastor mit einem Ständchen zu ehren. Anschließend nimmt dieser teil an der Gedenkfeier mit Kranzniederlegung auf historischem Boden am Ehrenmal der Toten zweier Weltkriege auf dem Friedhof.

Am Nachmittag ist er dann in der Schützenhalle ein willkommener Gast am Tisch des Königspaares, und am Montag nimmt er am gemeinsamen Frühstück der Schützen teil. Seit mehr als zehn Jahren wird er auch regelmäßig zur Mitgliederversammlung eingeladen. Unser jetziger Pastor, Siegmund Hupka, ist Ehrenmitglied des Vereins.

Der Verein ist mit einer Abordnung präsent bei Primizfeiern, der Einführung, Verabschiedung und Beerdigung eines Pfarrers, beim Empfang des Bischofs bei Firmungen und steht auch bei sonstigen besonderen Anlässen zur Verfügung. So unterstützte er Pfarrer Heinrich Liedschulte bei der Renovierung der Kirche mit einer Geldspende. Verstorbenen Mitgliedern gibt der Verein bei der Beisetzung ein ehrendes Geleit. Beide Fahnenkommandos und die Adjutanten mit einer Kranzspende nehmen in der Regel diese Aufgabe wahr.

Vor der alljährlichen Mitgliederversammlung im Januar wird eine Messe für die verstorbenen Schützenbrüder gelesen. Dazu sind alle Mitglieder immer herzlich eingeladen. Seit nun mehr 285 Jahren haben in Haaren, in guten und in schlechten Zeiten, Kirche und Schützen zusammen gestanden.

Möge dieser Gleichklang auch in Zukunft seine Geltung behalten.